Virginische Traubenkirsche
Virginische Traubenkirsche | ||||||||||||
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Virginische Traubenkirsche (Prunus virginiana) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Prunus virginiana | ||||||||||||
L. |
Die Virginische Traubenkirsche[1] (Prunus virginiana) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Prunus. Sie ähnelt der europäischen Traubenkirsche und der Lorbeerkirsche. Im Unterschied zu vielen eurasischen Arten ist der Blausäuregehalt, außer in den Steinkernen, so gering, dass die Früchte für den menschlichen Verzehr geeignet sind. Sie war als Vitaminlieferant für die indigene Bevölkerung besonders wichtig. Auf Lakota wurde sie canpá sápa genannt, was mit „Schwarzkirsche“ übersetzt werden kann (sápa = schwarz; canpá = Kirsche, Kirschbaum, „Sauer-Baum“, can = Baum, Gehölz + pa = sauer, bitter). Sie bildet oft Dickichte und trägt so zur Boden-Stabilisierung in sandigen Gebieten bei.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die laubabwerfende Virginische Traubenkirsche ist ein kleiner, dicht verzweigter Strauch oder seltener ein Baum (in der Prärie selten höher als mannshoch) der bis über 10 Meter hoch wird. Sehr selten wirds sie höher als 20 Meter. Der Stammdurchmesser erreicht etwa 20 Zentimeter, bis selten über 70 Zentimeter.[2] Die Rinde ist rötlich braun und glatt, mit kleinen hellen Warzen (Lentizellen).
Die wechselständigen Laubblätter sind elliptisch bis verkehrt-eiförmig und zugespitzt mit fein gesägtem Rand. Sie sind kräftig mittel- bis dunkelgrün, unbehaart und glänzend mit einer dicken Wachsschicht versehen, aber nicht so ledrig wie bei der Lorbeerkirsche. Die Blattlänge beträgt etwa 9 Zentimeter.
Die cremeweißen, unscheinbaren, süß duftenden Blüten wachsen in hängenden Trauben. Die Blüten sind zwittrig mit doppelter Blütenhülle. Der Blütenbecher ist innen kahl mit einem Diskus. Die Blütezeit ist abhängig vom Standort.
Die etwa kichererbsengroßen, runden, zunächst dunkelroten, dann schwarz glänzenden Steinfrüchte besitzen einen Steinkern pro Frucht und relativ wenig Fruchtfleisch. Noch nicht vollreife, rötliche Früchte sind leicht adstringierend. Die Früchte werden von Mensch und Tier verzehrt, besonders Bären und Vögel fressen sie gerne.
Die Chromosomenzahl beträgt für Prunus virginiana var. demissa (Nutt.) Torr. (Syn.: Prunus virginiana subsp. melanocarpa (A. Nelson) Roy L. Taylor & MacBryde) 2n = 16.[3]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im nördlichen Teil des Verbreitungsgebiets wächst sie als Unterholz in Wäldern. Aufgrund der zahlreichen Kirschfrüchte ist sie für den Wildtier-Bestand des jeweiligen Biotops bedeutsam. Für Schafe, Rinder und Pferde ist das Laub aufgrund des Blausäure-Gehalts jedoch giftig. Blütezeit je nach Standortbedingungen von April bis Juni, die Blätter treiben vor der Blüte aus.
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es handelt sich um die am weitesten verbreitete amerikanische Prunus-Art. Sie kommt in verschiedenen regionalen Unterarten von den kanadischen Prärie-Ländereien bis Texas und von Neufundland bis British Columbia vor. Man findet sie an den Großen Seen im Osten und von North Carolina bis Kalifornien und südlich bis New Mexico. Darüber hinaus ist sie in etwas feuchteren Arealen im gesamten Gebiet der Great Plains anzutreffen, etwa längs der Fluss- und Bachufer, in Schluchten und Tälern, an kühleren Berghängen und in zumindest teilweise bewaldeten Gebieten, und ökologisch wichtig im sonst baumarmen Missouri-Gebiet.
Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die indigene Bevölkerung war die Virginische Traubenkirsche als Vitamin-Lieferant so bedeutsam, dass die Lakota einen Monat ihres Natur-Kalenders nach der Reifezeit dieser Früchte benannten: Canpá Sápa Wi (Juli, Kirschen-schwarz-Mond). Sogar der Termin des Sonnentanzes, auf Lakota wiwányank wacípi wurde zur Reife der Wildkirschen festgesetzt. Aufgrund ihrer Bedeutung als Nahrungsmittel war sie auch generell in Zeremonien bedeutsam und wurde als Symbol der Fruchtbarkeit gereicht.
Der englische Name „Chokecherry“ (etwa: Würg-Kirsche) spielt auf die schwer zu entfernenden Steinkerne an, die beim Verzehr der frischen Früchte ausgespuckt werden müssen. Die Früchte können roh verzehrt oder zu Kompott, Gelee und Marmelade eingekocht werden. Bei den Lakota war canpá wójapi, eine Art Rote Grütze, ein traditionelles Gericht. Der Geschmack roher Früchte ist säuerlich und erinnert an die Früchte des Schlehdorns und heimischer Wildkirschen. Da die Früchte sehr schwer zu entsteinen sind, wurden von den Lakota und anderen Stämmen die Früchte wie Rosinen getrocknet und mit den Kernen zermahlen. Das so entstandene Pulver wurde als Zutat zur Herstellung von Pemmikan, auf Lakota wasná verwendet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Melvin R. Gilmore: Uses of Plants by the Indians of the Missouri River Region. 2. Aufl., Lincoln, Nebraska 1991, ISBN 0-8032-7034-8.
- James R. Johnson, Gary E. Larson: Grassland Plants of South Dakota and the Northern Great Plains. Brookings, S.D. 1999, ISBN 0-913062-06-5.
- Rebecca Netzel: Animal Nation and Plant Nation, A Fieldguide for Lakóta Children and for all those adults who still care about Creation. Trier 2007, ISBN 978-3-88476-945-4.
- Gregory L. Tilford: Edible and Medicinal Plants of the West. Missoula, Montana 1997, ISBN 0-87842-359-1.
- Theodore Van Bruggen: Wildflowers, Grasses and Other Plants of the Northern Plains and Black Hills. Rapid City, 5. Aufl., 2003, ISBN 0-912410-05-1.
- Susan J. Wernert (Hrsg.): North American Wildlife. 15. Aufl., Pleasantville, N.Y., 1991, ISBN 0-89577-102-0.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Deutscher Name entsprechend Karl Hammer: Von Aprikose bis Zwetsche – Obst aus der Gattung Prunus. (PDF; 455 kB) Uni Kassel, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 19. Juli 2011; abgerufen am 9. Januar 2010. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Burton V. Barnes, Warren H. Wagner, Jr.: Michigan Trees. University of Michigan Press, 2004, ISBN 0-472-11352-6, S. 190 f.
- ↑ Prunus virginiana subsp. melanocarpa bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis